Streite mit Ihnen auf die beste Art – Praktische Anleitung zum christlich-muslimischen Dialog

Werner Schatz Zell am Main / Würzburg 2010 Unser treues und bekanntes Mitglied der Gemeinschaft von Christen und Muslimen in der Schweiz, der ehemalige Islam-Beauftragte der evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt, Pfarrer Dr. theol. Werner Schatz, legt ein Buch vor, das in die Hände aller am interreligiösen Dialog interessierten Christen und Muslime zu wünschen ist. Bei andern mag das Buch das Interesse sogar erst zu wecken: Das Interesse nicht nur an der andern, sondern auch an der eigenen Religion. Denn der Untertitel «Praktische Anleitung» meint weniger ein Rezeptbuch, wie kommen wir ins Gespräch – sondern vielmehr ein Leitfaden, der wirklich praktisch ist: kompakt, differenziert, handlich. Worüber liesse sich trefflich und gut streiten? Auf gut 330 Seiten bietet der Autor eine Fülle dichter Zusammenfassungen von Lehre und Praxis der Religionen, die auf Bibel oder Koran fussen. Dabei wird klar, wie vielfältig und unterschiedlich Christentum und Islam schon je in sich selber sind. Ausserdem scheut sich der Autor keineswegs, auch Schwierigkeiten zu benennen, Negatives nüchtern aufzulisten. Es geht ihm jedoch nicht um gegenseitiges Aufrechnen, sondern schlicht darum, dass wir bei Religionen oft auch mit negativen Seiten zu rechnen haben. Gerade bei besonders strittigen Themen wird spürbar, dass das titelgebende Koranzitat durch den Autor nach Kräften selber eingelöst wird: Auf beste Art streitet er gegen Halbwahrheiten, Klischees, Pauschalisierungen, hüben und drüben, und skizziert oft auch Wege, entlang derer weiter diskutiert werden könnte, oder zitiert eine Fülle von Detailinformationen, die wohl manche praktizierende Christen und Christinnen oder Muslime und Musliminnen in dieser Komplexität und Differenziertheit bislang gar nicht wahrgenommen haben. Zu Recht macht Werner Schatz immer wieder darauf aufmerksam, wie diffizile Nuancen der Theologie von Gläubigen selten verstanden werden – und dass so auch ein innerchristlicher Dialog nötig wäre, etwa wie Chalzedon heute zu verstehen und interpretieren wäre. Lesens- und bemerkenswert vor allem die Gross-Kapitel über strittige Themen oder missverständliche Bibel- und Koranstellen, auf knappem Raum ein Kompendium exegetischer Fragestellungen. Und auch für Theologinnen und Theologen spannend die Themenfelder Christologie und Trinitätslehre. Da gibt es viel aufzufrischen oder nachzulernen. Geschrieben, aber erklärend und verständlich, dass auch Nicht-Fachleute dem Gedankengang und der Fragestellung folgen können. Mit Hilfe des Inhaltsverzeichnisses kann das Buch durchaus auch als Nachschlagwerk konsultiert werden; bei fortlaufender Lektüre ergeben sich deshalb zwar kleine Verdoppelungen, Wiederholungen, die aber kaum stören. Hilfreich und wünschenswert wäre allerdings ein Stichwort-Register gewesen, das den lexikalischen Nutzen erweitern würde.

Thomas Markus Meier