Dickes Buch, Gedankenwälzer

Andreas Bsteh (Hrsg.) Der Islam als Anfrage an christliche Theologie und Philosophie St. Gabriel, Mödling 1994, DM 42.80

Der über 500 Seiten starke Band eröffnet die Reihe ³Studien zur Religionstheologie², die christliche Theologie in der Fragestellung der anderen Religionen entwickeln will. Mit dem Nachfolgeband ³Christlicher Glaube in der Begegnung mit dem Islam² wird der Begegnung mit dem Islam ein zweiteiliges Werk gewidmet. Die Anlage der Reihe ist speziell: Neben den zehn Referaten hochrangiger Autoritäten der Islamwissenschaft und der christlich-islamischen Begegnung wird der intensive Gedankenaustausch in Arbeitskreisen und in den Plenumsdiskussionen der Religionstheologischen Akademien der Hochschule St. Gabriel veröffentlicht. Dadurch können die Leser an der Entwicklung von Gedanken teilnehmen , vertiefen sich in neu aufgetauchte Fragestellungen und erweitern ihr Verständnis. Fragen bleiben zum Weiterdenken offen; sie werden zu Impulsen für weitere wissenschaftliche oder auch spirituelle Auseinandersetzungen. Die ³Gesprächsprotokolle² sind sorgfältig redigiert und lesen sich flüssig und spannend. Herauszuheben sind insbesondere die Gesprächsbeiträge von Annemarie Schimmel, die von der Mystik her tief religiöse Gehalte zum Aufleuchten bringt – aber auch die Ausführungen von Adel Th.Khoury, der aus seinen profunden Kenntnissen, auch zur aktuellen Lage, schöpfen kann. Interessant auch, wie Rotraud Wielandt die europäische Fragetrias von Gerechtigkeit, Friede und Bewahrung der Schöpfung in einen Dialog bringt mit der Weltverantwortung des Menschen aus islamischer Sicht. Das Buch bringt für alle am Islam Interessierten eine Fülle von Informationen und Anregungen; die Probleme werden beim Namen genannt und differenziert ausgeleuchtet, ohne vorschnell zu harmonisieren. Ein ausführliches Namen- und Quellenregister erhöht die Brauchbarkeit des Bandes, ebenso das ansprechende Druckbild mit Randverweisen. Vielleicht wäre ein symmetrischer Satz, wo die Marginalien jeweils auf den Aussensteg zu liegen kämen, noch praktischer. (Corrigenda: Für die Sorgfalt spricht auch ein einziger Druckfehler S. 411, wo es Paradiesesvorstellungen heissen muss.)

Thomas Markus Meier